Auftraggeber:
Öffentlich: Stadt Marktsteft
Standort:
Untere Maingasse 4, 97342 Marktsteft
Typologie:
Öffentlicher Bau, Bildungseinrichtung, Gastronomie, Herberge, Baudenkmal
Leistungsumfang:
Befunduntersuchung, Planung und Durchführung, Leistungsphasen 3-9, Inneneinrichtung
Ausführungszeit:
2020-2024
Alter Hafen im neuen Glanz
Stapellauf für den Neuen Alten Hafen: Am 20. Juli ab 16 Uhr findet die offizielle Einweihung statt, mit Grußworten des Ersten Bürgermeisters Thomas Reichert, von Landrätin Tamara Bischof, Staatsministerin Judith Gerlach, Staatsminister Thorsten Glauber, der Landtagsabgeordneten Barbara Becker sowie InCa-Geschäftsführer Dieter Körber. Herr Pfarrer Stier und Herr Pfarrer Spöckl werden den Hafen ökumenisch segnen.
Am 21. Juli ist „Tag der offenen Tür“, hier können auch die Umweltstation, Gastronomie und der Übernachtungsbereich besichtigt werden. Das Architekturbüro Staib ist am ganzen Tag vor Ort vertreten und macht stündlich Führungen durch den neuen Komplex.
Immer auf Kurs
Das gesamte Projekt haben wir genau so umgesetzt, wie es von Anfang an geplant war. Der Materialmangel durch Corona und den Ukrainekrieg hat die Bauzeit zwar um ein Jahr verlängert, aber da wir zum Beispiel Ziegel und Latten schon sehr früh gekauft und eingelagert haben, gab es hier keine Kostensteigerung.
Als Basis für die Neugestaltung haben wir eine Bestandserfassung durchgeführt, mit einem verformungsgenauen Aufmaß der Gebäude und ihren historischen Details. Mit diesen Daten und Informationen konnte regelrecht „weitergebaut“ werden.
Ebenso wurden alle statischen Zustände untersucht und bewertet, um meine Fragen im Rahmen der Planung zu beantworten. Fragen wie „Kann ich die vorhandenen Eisenkonstruktionen erhalten? Können die alten Betonierungen so bleiben?“ Ich wollte sie möglichst ohne Verschönerung zeigen, um Spuren zu erhalten und sichtbar zu machen. Denn solche Spuren zeigen, dass hier über Jahrhunderte gearbeitet, geladen, gelebt wurde!
Zeitzeugen an Bord
Wichtig waren auch der Gang in Archive und Sammlungen und der Kontakt mit vielen Privatpersonen. Nur so erfährt man die Geschichte und Geschichten rund um den Hafen und seine vielen verschiedenen Gebäuden. Ein wertvoller Kontakt entstand zum Beispiel durch eine Veröffentlichung bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz: Herr Hassold aus Augsburg war als Bub oft im Hafen unterwegs, er hat noch alte Fotos aus dieser Zeit, und mit seinen Kindheitserinnerungen wurden auch die Gesichter und Geschichten von damals wieder lebendig.
Mit dem Stadium des Entwurfes stand 2019/2020 die Planung fest und die Werkplanung begann. Mit vielen Details – sehr, sehr vielen! Diese Details haben wir mit den ausführenden Firmen Stück für Stück begleitend umgesetzt. Erst die großen Schritte wie der Abbruch oder Rückbau von nicht mehr brauchbare Elementen. Dann folgte die vorsichtige Wiederherstellung von Neuem, sowie Reparaturen von Beton und Mauerwerk. Danach kamen die Zimmerer, um Holzkonstruktionen und Dachstühle zu restaurieren. Die Details wurden immer feiner – bis hin zur wichtigen Bierleitung.
Alle ins Boot geholt
Weil alle Nutzer von Beginn an in die Planungen einbezogen und die Nutzungsbereiche festgelegt wurden, gab es während der Umsetzung keine Überraschungen. Von Anfang an war die Umweltstation mit ihren Räumlichkeiten gesetzt. Über die InklusionCatering Mainfranken, kurz InCa, wurde eine neue GmbH gegründet, um einen Inklusionsbetrieb mit Gastronomie, Hotel und Geschäft zu ermöglichen. Wir haben mit den künftigen Nutzern alles gemeinsam geplant und jetzt auch verwirklicht. Wir waren ständig mit eingebunden, waren oft Bindeglied zwischen Bauherrschaft, Verwaltung, Ämtern und den Nutzern.
Klarschiff gemacht
Die Neugestaltung ist echte Architektur geworden: Vorhandenes wurde herausgearbeitet und konserviert, und Neues erschaffen – in einer Qualität, die dem Alten gegenüber Bestand hat. Beim Umgang mit dem Material sind wir neue Wege gegangen. Eisen zum Beispiel bekam keinen Anstrich, sondern wurde nur mit Konservierungsöl gestrichen. So bleibt das ursprüngliche Material sichtbar. Brüstungsbereiche wurden mit einer Art Wandheizung ausgestattet, ihr Putz aus reinem Kalk aber nicht gestrichen. Auch die Betonierungen am Boden wurden beibehalten, aber geschliffen. Sie sehen nun aus wie Terrazzo – ein toller Anblick!
Auch die alten Wände zeigen weiter ihre Struktur und ihr pures Mauerwerk. Außen blieb fast alles unverputzt, innen wurde mit Kalk geschlämmt. Die alten Betondecken sind in all ihrer Einfachheit erhalten, Beschädigungen und Gebrauchsspuren sind sichtbar geblieben.
Schwarz ist nicht gleich Schwarz
Die Farbgestaltung in den Räumen spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Vor allem das Schwarz: Denn im Alten Hafen wurden auch Farbpigmente produziert, zum Beispiel die „Druckerschwärze“ für den Zeitungsdruck. Das „Rebschwarz“ ist typisch für Franken, denn dafür wurden gerodete Weinstöcke oder der Rebschnitt als Grundstoff verwendet. Die vielen Variationen von Schwarz haben wir in die Neugestaltung einfließen lassen, auf Eisen und den Böden, an den Wänden und bei der Einrichtung.
Hand in Hand auf Kurs
Ich möchte abschließend Danke sagen für das Vertrauen bei diesem tollen Projekt. Danke an Bürgermeister, Verwaltung und die Bürger Marktstefts. Danke an alle Ämter, das Landesamt für Denkmalpflege und allen voran an die Regierung von Unterfranken. Auch Danke der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die nicht nur mitförderte, sondern auch die richtigen Menschen zur richtigen Zeit zusammengebracht hat. So haben wir gemeinsam unsere Region weiter gestärkt!
Ich wünsche nun den Akteuren des Hafens sowie der Stadt Marktsteft alles Gute beim Betreiben der Anlage.
Weitere Projekte
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Architektur Friedrich Staib
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